Reiseberichte

Regelmäßig reist das Team von „Starke Kinder e. V.“ nach Burkina Faso. Jede Reise ermöglicht wertvolle Einblicke in die Arbeit und Lage vor Ort

Ausnahmezustand in Burkina Faso

Terroristische Anschläge, Ausgangsperren, Polizeipatrouillen: In Burkina Faso herrscht der Ausnahmezustand. Und dennoch sind Frank Weske und Bernd Kahler dorthin gereist – über Ouagadougou, der Hauptstadt des Landes, Richtung Osten nach Diabo und Fada N’Gourma, wo der Verein Starke Kinder mehrere Hilfsprojekte unterhält.

„Natürlich war die Reise nicht ganz ungefährlich“, sagt Weske, Vorsitzender des Vereins „Starke Kinder“. Doch mit Antoine habe man vor Ort jemanden, der sich genauestens auskennt und die Lage gut einschätzen kann. „Unser Gebiet ist bisher nicht betroffen gewesen und Antoine hat uns grünes Licht gegeben“, so Weske, der – mit Ausnahme des vergangenen Jahres – jedes Jahr nach Burkina Faso fliegt, um die Entwicklung der Hilfsprojekte in Augenschein zu nehmen.

Dieses Mal hat ihn Bernd Kahler, Mitarbeiter der Volksbank Schnathorst in das westafrikanische Land, das zu den ärmsten der Welt gehört, begleitet. „Es war viel eindrucksvoller, als ich erwartet habe“, sagt Kahler. Ihn habe überrascht zu sehen, wie zufrieden die Menschen dort sind. „Sie haben so wenig und leben auf einem so niedrigen materiellen Niveau. Und doch scheint mir, dass sie doppelt so zufrieden sind wie die Menschenhier in Deutschland. “Eigentlich müsste ein jeder dort in Burkina Faso einmal eine längere Zeit verbringen. „Das erdet“, sagt Kahler.

Besonders beeindruckt hätten ihn die Nonnen, „die ihr ganzes Leben vollständig hergeben, um anderen zu helfen. “Sie kümmerten sich von morgens bis abends um ihre Einrichtungen und die Menschen, die dort leben. Einer der Gründe, weshalb die Hilfsprojekte von „Starke Kinder“ in Burkina Faso sich so vorbildlich entwickeln. „Es läuft alles außerordentlich gut“, konstatiert Weske. Alle Einrichtungen seien sauber und ordentlich erhalten. Das gelte sowohl für die humanitäre Einrichtung C.R.E.N. und die Grundschule in Diabo als auch für das Heim für Straßenkinder und die Krankenstation Bethanie in Fada N’Gourma.

Und selbstverständlich auch für das neueste Projekt, das Waisenhaus Maison Gerlach, dessen offizielle Einweihung Kahler und Weske bei Ihrem Besuch selbst miterleben
konnten. „Es war ein großartiges Fest“, zeigen sich die Besucher aus Hüllhorst begeistert. Der Pfarrer war dort und der stellvertretende Bürgermeister, ein Vertreter vom Sozialdienst, eine Chefärztin aus Diabo und die oberste Nonne des katholischen Ordens „Notre-Dame des Apôtres“. Reden wurden gehalten und Erfahrungen ausgetauscht, gemeinsam gegessen und Geschenke überreicht. „Und wir haben natürlich das Waisenhaus besichtigt“, sagt Weske.

Zehn Kinder, alle nicht älter als ein Jahr, sind derzeit im Maison Gerlach untergebracht. Um ihr Wohlbefinden kümmern sich vier Schwestern unter der Leitung von Soeur Marceline M’Po, die auch dem C.R.E.N. vorsteht und von Weske als „die gute Seele“ der Einrichtung bezeichnet wird. Platz vorhanden im Maison Gerlach ist für insgesamt 30 Kinder, die bis Ende ihres dritten Lebensjahres dort versorgt werden sollen. „Danach gehen sie zu Verwandten, kommen in Pflegefamilien unter oder werden zur Adoption freigegeben“, erklärt Weske. Gebaut und eingerichtet werden konnte das Waisenhaus Maison Gerlach dank der Spenden, um die das Lübbecker Familienunternehmen Eduard Gerlach anlässlich seiner 150-Jahr-Feier statt Geschenken gebeten hatte, und der Aufstockung des gesammelten Betrages durch die Familie Gerlach-v. Waldthausen.

Wer das Projekt unterstützen möchte, kann sich in Form einer Patenschaft engagieren. Als Pate übernimmt man die Kosten für das Essen eines Kindes – für eine Woche, einen Monat oder ein ganzes Jahr. „Mit wenig Geld, kann man hier sehr viel bewirken“, sagt Weske.

1,60 Euro kostet das Essen pro Kind und Tag. Wer Interesse hat, meldet sich bei „Starke Kinder“ per E-Mail info@starkekinder.de oder telefonisch unter 05744 / 510 016.

Auch 2017 waren Vereinsmitglieder nach Burkina Faso gereist, um sich persönlich ein Bild von der Entwicklung der Starke-Kinder-Projekte zu machen.

„Dieses Mal waren wir im Juli, in der Regenzeit dort“, sagte Weske, der von seiner Frau Gaby Weske und den Vereinsmitgliedern Sabine Blöbaum und Birgit Weymann begleitet wurde. „Es war beängstigend“, berichtete er in Hinblick auf die Wetterverhältnisse.

Es stürmte, es gewitterte, es regnete. Gegenstände flogen durch die Luft, das Wasser floss nicht ab. Und überall Schlamm, nichts als Schlamm. „Weitere Strecken auf den Straßen konnte man nur noch im Geländewagen zurücklegen“, sagte Weske. Schlaglöcher in den Straßen, bis zu 30 Zentimeter tief, machten jede Fahrt zu einem Abenteuer. Von Jahr zu Jahr würden die Straßen immer schlechter werden.

Dagegen freuen können sich die Vereinsmitglieder über die Entwicklung ihrer Hilfsprojekte in Burkina Faso. Die Bewohner des Heimes für Straßenkinder in Fada N’Gourma beispielsweise brauchen sich keine Sorgen wegen der Überschwemmungen zu machen.

Erst kürzlich konnte mithilfe von „Starke Kinder“ eine Entwässerungsanlage gebaut werden. Unter anderem dafür waren 2.566,50 Euro beim Kinderfest anlässlich des Reformationsjubiläums an der Schnathorster Kirche zusammengekommen. Kristina Laabs hatte Kindergärten eingeladen, Häuser aus Legosteinen zu bauen, die dann versteigert worden sind. Ein paar Legohäuser hat der Verein bei seinem Besuch den kleinen Burkinaben des Heimes und der Grundschule übergeben, ebenso wie zahlreiche T-Shirts vom FreewayCup.

Und auch sauberes Trinkwasser ist in dem Heim für Straßenkinder gesichert. Der Wasserturm, der mit einer Spende von Ingrid Piepers im vergangenen Jahr gebaut worden ist, funktioniere hervorragend. „Beeindruckend ist die Dankbarkeit, die uns entgegengebracht worden ist“, sagte Weske.

Den Gästen aus Hüllhorst zu Ehren sei im Heim ein Fest gegeben worden. Es wurde getanzt und gesungen und die Kinder haben Briefe voll des Dankes vorgelesen. „Wir alle hatten Tränen in den Augen“, schilderte der Vereinsvorsitzende die Emotionen, die dieses Fest auslöste.

Und auch um die anderen Projekte stehe es sehr gut. Für die humanitäre Einrichtung C.R.E.N. konnte eine neue Mauer, die das Gelände schützt, gebaut werden. Nun plane die Einrichtung den Bau eines Waisenhauses. Denn es gebe immer mehr Waisenkinder, die im C.R.E.N. Schutz suchen.

Gut ausgelastet ist auch die Entbindungsstation in der Krankenstation Bethanie. Sie werde von den Frauen gut angenommen. Was noch fehle sei ein spezieller Kühlschrank für Impfstoffe, der rund 8.500 Euro kostet. „Den Kauf wollen wir demnächst ermöglichen“, so Weske.

Aber auch um Einzelschicksale kümmert sich der Verein. Bereits einmal operiert worden ist der kleine Victor, der mit einer Gaumenspalte zur Welt gekommen war. Damals wurde die Missbildung äußerlich behandelt, nun steht der Eingriff im Inneren des Mundes an. Ebenfalls auf der Reise getroffen hat man Zoulhaissa, ein Mädchen, das ebenfalls unter einer Gaumenspalte gelitten hatte und dank der Spenden anlässlich des vergangenen Adventskonzertes der Volksbank Schnathorst erfolgreich operiert werden konnte.

Nun soll einem fünfjährigen Mädchen geholfen werden: Bei Oumou Koulsoum Dayamba muss die Fehlstellung der Beinknochen operativ behoben werden. Auch dafür wird nun Geld gesammelt.

Derzeit macht den Menschen dort nicht nur die große Armut zu schaffen, sondern auch die angespannte politische Lage. „Wir sind im Januar dieses Jahres wieder dort gewesen, um zu sehen, wie gut unsere Hilfsprojekte vorankommen.

Und ich muss gestehen, uns war recht mulmig zumute“, sagte der Vereinsvorsitzender Weske. Zusammen mit Klaus Steinmann war er zum obligatorischen Kontrollbesuch in Burkina Faso, ungefähr zu der Zeit, als in der Hauptstadt Ouagadougou ein Terroranschlag auf ein Hotel und ein Restaurant verübt worden ist. „Viele Menschen, darunter viele Ausländer, wurden bei dem Anschlag verletzt, manche sogar getötet“, berichtete Steinmann. So gefährlich die Lage in Burkina Faso auch ist, die Hilfsprojekte des Vereins entwickeln sich gut. Die Krankenstation „Bethanie“ in Fada N’Gourma verfügt nun dank Starker Kinder über eine Entbindungsstation.

Und jüngst ist im Heim für Straßenkinder „Maison Samuel“, das in diesem Jahr sein zehnjähriges Bestehen feiert, ein medizinisches Versorgungsgebäude mit angeschlossenem Lagerraum fertiggestellt worden. Den Bau hat Starke Kinder komplett bezahlt. Damit haben die neue Heimleiterin Ange Olga Kone und ihre Mitarbeiterinnen ganz neue Möglichkeiten bei der Versorgung kranker Kinder. Zudem konnte in dem Kinderheim ein neuer Wasserspeicher gebaut werden. Zu verdanken ist dies dem finanziellen Engagement der Hüllhorster Unternehmerin Ingrid Piepers. Desweiteren verfügt das Heim nun auch über eine ausreichende Beleuchtung, und in den Schlafräumen der rund 30 Kinder sind nun Ventilatoren installiert worden.

Ebenfalls vom Einsatz des Hüllhorster Vereins profitiert die humanitäre Einrichtung C.R.E.N., die sich unterernährten und erkrankten Kindern und ihren Müttern annimmt. So konnte die katholische Einrichtung ihren Aktionsradius bei den Brei- und Wiegetagen von fünf auf nun zehn Dörfer ausweiten. „Dadurch erreichen wir fortan noch mehr Mütter mit ihren Kindern als bisher“, sagte Weske. Wichtig ist dem Verein, dass die Hilfe unmittelbar bei den notleidenden Menschen ankommt. Dazu gehört auch der Einsatz für einzelne Schicksale. Heike Westerfeld beispielsweise finanziert mit dem Erlös ihres jüngsten Benefizevents, das in Form eines Motorradtreffens und Rockkonzertes auf dem Gelände der Firma Westerfeld Transporte stattfand, die Operation eines Jungen, der an einer Fehlstellung der Knie und der Hüfte leidet.

Benefizkonzert 2016 Das nächste von Starke Kinder ausgerichtete große Benefizereignis zugunsten von Kindern in Burkina Faso wird das Adventskonzert in der Schnathorster Kirche sein. Am Freitag vor dem ersten Advent treten unter der musikalischen Leitung von Yvonne Fricke und der Begleitung einer Band die Starke-Kinder-Allstars mit mal weihnachtlichen, mal rockigen Liedern auf. Erstmals auch mit dabei sind Schüler der Musikschule Pro Musica aus Lübbecke. Mit einem Teil des Erlöses wird Starke Kinder die Operation eines kleinen Mädchens bezahlen: Nadia ist ein halbes Jahr alt und leidet unter einem Wolfsrachen.

Ingrid Piepers spendet Wasserspeicher

Wie dankbar die Menschen für die Unterstützung aus Hüllhorst sind, zeigt sich an den vielen positiven Rückmeldungen, die der Verein aus Burkina Faso erhält.

Beispielsweise schreibt Schwester Ange Olga Kone im Namen des Betreuerteams des Heime für Straßenkinder: „Ihnen, allen Mitgliedern des Vereins Starke Kinder e. V., danken wir herzlich für Ihre Unterstützung, Ihre Bemühungen um das Wohl der Kinder vom Heim Samuel. Dank Ihrer Hilfe und die der Spenderin haben die Kinder vom Heim Samuel Wasser. Das ganze Betreuungsteam und die Nonnen sind sehr glücklich für den Weg, der zurückgelegt wurde, aber auch für die Entwicklung der Kinder. Hoffentlich werden wir noch weiter etwas leisten können.

Wir glauben, dass überall, wo man Kindern eine Hand reicht, da entsteht immer ein neues Leben. Dies bestätigen folgende Worte: Einem Kind helfen, ein Kind retten bedeutet, eine Familie retten und deren Selbstverwirklichung garantieren und demzufolge das Wachstum einer künftigen Nation garantieren.“

Im Heim wird das Wasser knapp

Das Heim „Maison Samuel“ in Fada N’Gourma ist für so viele Straßenkinder zur Zufluchtsstätte geworden, dass das Wasser knapp wird. Bisher hatten die Kinder es mit Gießkannen aus dem Brunnen eines Nachbargrundstückes geholt. Doch das wird bald nicht mehr gehen, um alle Kinder zu versorgen. Ein eigener Brunnen ist notwendig. Dessen Bau soll das nächste Projekt des Hüllhorster Vereins „Starke Kinder“ werden.

Auf der Straße hatte man ihn gefunden, auf sich allein gestellt, ohne Vater und Mutter. Wie lange er dort zugebracht hatte in den staubigen Straßen der Stadt, zwischen Bretterbuden und Müll, inmitten des chaotischen Verkehrs aus Mopeds, Autos und Lastkraftwagen, Eselskarren und Ziegenherden?

Die Ordensschwestern wussten es noch nicht. Erst vor wenigen Stunden war der kleine Junge im Heim für Straßenkinder angekommen. Ausgezehrt und müde hatte er sich, so wie er es gewohnt ist, zum Schlafen draußen auf den Boden gelegt. Direkt vor dem Schlafsaalgebäude. Der Junge wird Zeit brauchen, bis er sich unbefangen und fröhlich im Heim „Maison Samuel“ in Fada N’Gourma bewegen wird.

Dass es gelingen wird, zeigt sich an anderen Heimkindern, die alle ein ähnliches Schicksal dorthin gebracht hat. Doch mittlerweile ist das Heim für so viele Straßenkinder zur Zufluchtsstätte geworden, dass das Wasser knapp wird. Ein eigener Brunnen ist notwendig. Der Bau des Brunnens soll das nächste Projekt des Hüllhorster Vereins „Starke Kinder“ werden.

Bereits mehrere Hilfsprojekte für notleidende Kinder im westafrikanischen Burkina Faso sind durch das Engagement der Vereinsmitglieder umgesetzt worden. Damit das Spendengeld in vollem Umfang auch dort ankommt, wo es eingesetzt werden soll, reisen Vereinsvertreter einmal im Jahr nach Burkina Faso, um es direkt an die Einrichtungen zu übergeben und die Projekte persönlich zu begutachten.

Dieses Mal hatte sich Frank Weske zusammen mit Gitta Huchzermeier und Matthias Büscher auf den Weg gemacht. „Ich bin dankbar, dass ich die Mühen und Kosten auf mich genommen habe“, sagte Huchzermeier, die es sich lange überlegt hatte, mitzufliegen. „Es ist ein Erlebnis, das ich nie vergessen werde. Ich habe noch nie so viel Armut, aber auch noch nie so viel Fröhlichkeit in einem Land erlebt.“

Mit an-, aber nicht abgereist ist Mario Kölling aus Holsen. Der 24-Jährige blieb ein paar Wochen länger, um handwerklich anzupacken. Seinen ersten Einsatz hatte er beim Bau von Toiletten für ein von „Starke Kinder“ neu errichtetes Schlafsaalgebäude für Mädchen. Dass dieses Mal mit Waldemar Freitag und Ingo Büchel auch ein Kamerateam der Filmproduktionsfirma Ilex Media aus Lübbecke dabei war, machte diese Reise zu einem noch außergewöhnlicheren Ereignis.

Sieben Tage wurde gedreht, überall dort, wo der Verein „Starke Kinder“ mit Hilfsprojekten das Leben der Kinder verbessert. „Ich bin Stolz, dass ich ,Starken Kindern’ angehöre und dass wir hier so viel bewegen können. Ich habe nun selbst sehen können, dass jeder Euro, der für unseren Verein gespendet wird, zu hundert Prozent hier ankommt.“

von Waldemar Freitag für die Presse

Am Engagement des Vereins Starke Kinder für notleidende Kinder in Burkina Faso beteiligen sich seit langem auch Schüler und Lehrer der Gesamtschule Hüllhorst.

Mit mehreren Sponsorenläufen haben sie bereits mehrere Tausend Euro an Spendengeld zusammengetragen. Im Gegenzug referieren Vertreter des Vereins im Unterricht von ihrer Arbeit.

Bei der jüngsten Reise des Vereinsvorsitzenden Frank Weske nach Burkina Faso waren Schulleiterin Marina Butschkat-Nienaber und Lehrer Michael Crämer dabei. Sie lernten das Land und seine Menschen kennen, begutachteten die Hilfsprojekte und machten wichtige Erfahrungen, die sie an ihre Schüler weitergeben werden. Mit beiden sprach Waldemar Freitag.  

Sie waren zum ersten Mal in Burkina Faso. Wie finden Sie das Land?

Butschkat-Nienaber: Es ist dort unvorstellbar heiß. Zudem ist die Landschaft nicht besonders schön. Abenteuerlich sind die Verkehrsmittel. Das, was hier vor 30 Jahren ausrangiert wurde, fährt dort herum; egal, ob Autos, Busse oder Taxis.

Crämer: Viele Pisten – von Straßen kann man meist nicht sprechen – sind während der Regenzeit gesperrt. Die gesamte Infrastruktur ist sehr schlecht. Eine flächendeckende Müllabfuhr gibt es nicht, eine Kanalisation ist nur in Ansätzen vorhanden. Die hygienischen Zustände sind einfach desolat.

Sie waren dort, um sich selbst ein Bild von den Hilfsprojekten des Vereins Starke Kinder zu machen. Welchen Eindruck haben Sie?

Butschkat-Nienaber: Es ist bemerkenswert, wie gut die Organisationen, die Starke Kinder unterstützt, geführt werden. Beispielsweise das C.R.E.N, das sich um unterernährte und erkrankte Kinder und ihre Mütter kümmert, und das Heim für Straßenkinder; beides Einrichtungen des katholischen Ordens Notre Dame des Apôtres. Alles dort ist gepflegt und sauber. Die Kinder werden versorgt und fühlen sich geborgen. Die Buchführung ist vorbildhaft; man kann exakt nachvollziehen, wo das Spendengeld investiert wurde.

Crämer: Das Engagement von Starke Kinder eröffnet vielen Kindern und Jugendlichen eine neue Lebensperspektive. Im Heim zum Beispiel finden sie eine Unterkunft. Sie besuchen die Schule und machen eine Ausbildung. Durch Spenden wurden nun Verkaufsräume und Werkstätten errichtet. So können die Jugendlichen nach der Ausbildung gleich ein kleines Gewerbe führen.

Was hat Sie besonders erstaunt?

Butschkat-Nienaber: Wie freundlich die Menschen dort sind. Fast wie Heilsbringer wurden wir empfangen. Sie wissen, dass das, was gemacht wird, nur mit Hilfe von Starke Kinder möglich ist.

Crämer: Und bringen es auch zum Ausdruck. Es herrscht eine sehr große Dankbarkeit.

Als Lehrer werden Sie sicherlich einen genauen Blick auf Schule in Burkina Faso geworfen haben. Können Sie sich vorstellen, in Burkina Faso zu unterrichten?

Butschkat-Nienaber: Wenn es dort nicht immer so heiß wäre, ja. Aber es geht schon deshalb nicht, weil mein Mann sich dort nicht wohlfühlen würde.

Crämer: Für eine gewisse Zeit sicherlich. Zumal ich als Deutschlehrer auch dort unterrichten könnte. Allerdings würde es mit meiner Familie schwierig werden.

Woran können sich Schüler in Deutschland ein Beispiel an Schülern in Burkina Faso nehmen?

Butschkat-Nienaber: Die Kinder in Burkina Faso sind froh und stolz, in die Schule gehen zu dürfen. Sie gehen freiwillig dort hin, empfinden es nicht als Zwang. Denn sie wissen genau, dass man ohne Bildung nichts erreichen kann. Bei uns wissen es viele nicht zu schätzen, welche wunderbaren Möglichkeiten an Bildung sie hier haben.

Crämer: In Burkina Faso kann ein Lehrer problemlos 60 Kinder gleichzeitig unterrichten. In  einer Eingangsklasse zur Oberstufe haben wir sogar 160er Klassen erlebt. Es herrscht eine große Disziplin. Doch es mangelt dort an Unterrichtsmaterial, an Büchern und anderen Medien. Etwas anderes als Frontalunterricht ist da kaum möglich.

Was bedeutet Ihnen die Zusammenarbeit zwischen der Gesamtschule Hüllhorst und dem Verein Starke Kinder?

Butschkat-Nienaber: Ich hoffe, dass wir die Zusammenarbeit mit Starke Kinder noch weiter vertiefen können. Denn das, was durch das Engagement aus Hüllhorst in Burkina Faso geleistet wird, ist enorm. Das Spendengeld wird nicht nur einfach abgegeben; es wird zweckgebunden eingesetzt, wie etwa für den Bau des neuen Brunnens am C.R.E.N. Es kommt alles bei den Kindern an. Von diesem Kontakt profitieren auch unsere Schüler.

Crämer: Für unsere Schüler ist es sehr wichtig, Einblicke in andere Kulturen zu bekommen und zu erfahren, unter welchen Bedingungen Menschen in Entwicklungsländern leben. Dabei sollen sie nicht in Betroffenheit verharren. Sie sollen erleben, wie etwa beim Spendenlauf, dass sie selber etwas tun können. Und sie können sehen, was ihr Tun bewirkt.

„Ein Heim trägt unsere Handschrift“

INTERVIEW: Jörg Blöbaum besuchte in Burkina Faso Projekte, die der Verein „Starke Kinder“ unterstützt

Hüllhorst, 25.02.2011. Jedes Jahr machen sich Mitglieder des Hüllhorster Vereins „Starke Kinder“ auf den Weg nach Burkina Faso, um sich persönlich über den Stand der Hilfsprojekte zu informieren. Dieses Mal hat der Tengeraner Jörg Blöbaum den Vereinsvorsitzenden Frank Weske begleitet. Für Blöbaum war es die erste Reise in das westafrikanische Land, das zu den ärmsten der Welt gehört, wie er in einem Gespräch mit NW-Mitarbeiter Waldemar Freitag erklärt.

Für die Mitglieder ist es selbstverständlich, dass sie die Kosten der Reise selber tragen. So kommen die Spendengelder in vollem Umfang – dieses mal wurden 20.000 Euro an die unterstützten Einrichtungen verteilt – den Menschen in Burkina Faso zugute.

Herr Blöbaum, Sie waren eine Woche lang in Burkina Faso, haben die Hilfsprojekte des Vereins „Starke Kinder“ vor Ort gesehen. Ihr Eindruck?

JÖRG BLÖBAUM: Zuvor kannte ich die Arbeit unseres Vereins nur von Bildern und aus Erzählungen. Nun habe ich den Erfolg unseres Engagements und die Menschen, denen wir damit helfen, unmittelbar kennengelernt.

Unsere vier Projekte laufen sehr gut. Beeindruckend ist, wie gut die Kommunikation und die Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten klappt.

Warum sind diese Besuche so wichtig?

JÖRG BLÖBAUM: Wir wollen sicher sein, dass die Spendengelder wirklich denen zugute kommen, für die sie bestimmt sind. Schließlich werben wir ja auch mit dem Slogan „100 Prozent Ihrer Spenden bekommen die Kinder“.

Wir waren in allen Einrichtungen, die „Starke Kinder“ offiziell ins Hilfsprogramm aufgenommen hat. Ganz toll entwickelt hat sich zum Beispiel das Heim für Straßenkinder – es trägt unsere Handschrift. Ein Projekt für 2011 ist die Einrichtung einer Schneiderwerkstatt und einer Zweiradwerkstatt, um den Jugendlichen nach ihrer Ausbildung eine Perspektive zu geben.

Wie gehen die Empfänger mit den Spenden um?

JÖRG BLÖBAUM: Die Menschen dort haben großen Respekt für unsere Hilfe und wirtschaften gut mit dem Geld. Alles ist dokumentiert, es wird auf Heller und Pfennig Rechenschaft abgelegt. Wenn sie uns die Berichte vorlegen, merkt man richtig, wie angespannt sie sind. Und wenn dann unser O. K. kommt, sieht man Ihnen die Erleichterung an.

Sie wollen eben alles richtig machen, selbst bei Kleinigkeiten.

Gibt es ein Beispiel dafür?

JÖRG BLÖBAUM: Der Leiter, der von uns unterstützten Grundschule, fragte, ob die Schule den Kindern anstelle von Konservenfisch den etwas teureren Frischfisch auftischen dürfe. Wie sparsam sie mit dem Geld umgehen, sieht man auch daran, dass wir zu Beginn der Unterstützung dieser Schule von 36 Cent pro Schulessen ausgegangen waren; tatsächlich sind es nur 28 Cent.

Sie haben die afrikanische Küche nun selbst kennengelernt. Hat es Ihnen geschmeckt?

JÖRG BLÖBAUM: Das Essen ist anders als bei uns. Wir selbst haben zwar normales Essen bekommen – Kartoffeln, Gemüse und Hühnchen. Beim Marktbesuch aber sieht man doch schon Ungewöhnliches.

Gegrillte Frösche zum Beispiel waren dort nichts Außergewöhnliches. Antoine, Repräsentant von „Starke Kinder“ in Burkina Faso, erzählte, dass dort auch Esel gegessen werden. Zudem wird viel aus Hirse zubereitet. Sogar Bier wird daraus gemacht. Dieses schmeckt wirklich nach Bier, nur der Nachgeschmack ist etwas säuerlich.

Welches Bild haben Sie von den Menschen in Burkina Faso bekommen?

JÖRG BLÖBAUM: Auffallend ist natürlich die Armut, in der sie leben. Und trotzdem waren alle sehr nett, überaus gastfreundlich, zuvorkommend und hilfsbereit. Beeindruckend ist auch die natürliche Fröhlichkeit der Menschen. Selbst im C.R.E.N., wo erkrankte und unterernährte Kinder und ihre Mütter Versorgung finden, war diese Fröhlichkeit zu spüren.

Wie geht es Victor, dessen Operation aus dem Erlös des Handball-Benefizspiels zwischen dem TBV Lemgo und der HSG Hüllhorst bezahlt werden konnte?

JÖRG BLÖBAUM: Der Junge ist wohlauf. Die Operation der Lippen-Kiefer-Gaumenspalte war erfolgreich. Wir haben den zuständigen Arzt getroffen, der mit dem Verlauf des Heilungsprozesses sehr zufrieden ist. Die persönliche Begegnung vor Ort ist schon beeindruckend. Man erlebt unmittelbar, welche positiven Auswirkungen unser Engagement in Deutschland bei den Kindern im fernen Burkina Faso hat.

Werden Sie nochmals nach Burkina Faso reisen?

JÖRG BLÖBAUM: Grundsätzlich ja. Es war besser als jeder Urlaub, den man im Hotel verbringt. Doch zunächst sollen andere die Möglichkeit haben, das Land, die Menschen und unsere Hilfsprojekte dort zu erleben. Und vielleicht auch die Erfahrung machen, dass man mit nur fünf Liter Wasser beim Duschen wirklich sauber wird.

Konkrete Hilfe im Gepäck: Jörg löbaum und Frank Weske reisen nach Burkina

von Waldemar Freitag – 10.02.2011

Nach dem großen Erfolg des Handball-Benefizspiels des TBV Lemgo gegen die HSG Hüllhorst im November steht nun die nächste Unternehmung des Hüllhorster Vereins „Starke Kinder“ unmittelbar bevor: Zwei Mitglieder des Vereins, Frank  Weske und Jörg Blöbaum, reisen nach Burkina Faso.

Eine Woche werden sie in dem westafrikanischen Land unterwegs sein, um sich persönlich über den Stand der Hilfsprojekte zu informieren. Zu den Besuchszielen gehören die vier vom Verein unterstützten Einrichtungen – ein Kinderheim, eine Grundschule, eine Krankenstation und die humanitäre Einrichtung C.R.E.N. Zudem steht ein weiteres Kinderheim auf dem Reiseplan. In diesem soll zukünftig ein Blitzableiter weitere Blitzeinschläge verhindern. An der Installation will sich „Starke Kinder“ finanziell beteiligen.

Besonders gespannt sind  Weske und Blöbaum auf die Begegnung mit dem kleinen Victor, der mit Hilfe des Erlöses aus dem Handball-Benefizspiels erfolgreich operiert werden konnte. Der einjährige Junge litt unter einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte. „Wir freuen uns riesig, Victor wiederzusehen“, sagt  Weske.

Dem Jungen persönlich begegnet ist Blöbaum hingegen noch nicht. Doch auch für ihn wird es ein sehr bewegender Moment sein, „wenn man direkt sieht, was durch den Einsatz von ,Starke Kinder‘ möglich ist“, so Blöbaum.

Geplant ist auch ein Treffen mit dem Arzt, der Victor operiert hat. Dabei rückt ein weiteres Kind, das unter einer großen Missbildung im Gesicht leidet, in den Fokus. „Wir werden erfahren wie es mit Gabin weitergeht, wann er operiert werden kann“, sagt  Weske.

Besuch in Burkina: Unterstützung für neu gegründete Krankenstation

Wir unterstützen nun eine vierte Einrichtung in Burkina Faso. Neben einem Kinderheim, einer Grundschule und der humanitären Einrichtung C.R.E.N. kann jetzt auch die im vergangenen Sommer neu gegründete Krankenstation „Centre Bethanie” in Fada N‘Gourma auf die Hilfe unseres Vereins bauen.

Einweihung des Küchengebäudes

Das Heim für Straßenkinder in Fada N’Gourma war unter anderem Ziel der Reise im November 2009. Dort hat Frank Weske die Schulen und Ausbildungsstätten der 12 Straßenkinder besucht und den Bau des vom Verein finanzierten Küchengebäudes begutachtet. Für die Einrichtung des Schulungsraumes und für die Renovierung eines Speisesaales übergab er Spenden in Höhe von 2.000 Euro.

Mein Freund ist Ausländer

5.000 Euro hatte Frank für die Essensausgabe an der Grundschule in Diabo dabei. Den Besuch nutzte er auch, um sich von der Installation der Stromversorgung im Schulgebäude zu überzeugen. Diese ist ebenso vom Verein finanziert worden wie die Rucksäcke mit Schulmaterialien für 44 Erstklässler. Sehr gefreut haben sich die Kinder auch über die Trikots und Shorts, die Frank im Gepäck hatte. Diese werden die Grundschüler tragen, wenn sie gegen andere Schulen antreten.

Weitere Stationen der Reise

Auf weiteren Reisestationen in dem westafrikanischen Land übergab Frank Spenden: 500 Euro an die Krankenstation des katholischen Ordens Notre Dame des Apôtres für die Behandlung chronisch kranker Kinder. 1.000 Euro für die Reparatur eines Brunnens. Das Geld für die Brunnenreparatur war bei einem privaten Geburtstag in Bünde zusammengekommen und an den Verein „Starke Kinder” gespendet worden. Der Brunnen ist mittlerweile repariert und saniert worden. Zu Beginn der Trockenzeit fördert die Pumpe wieder reichlich Wasser für die Bewohner des Dorfes Guilguin.

In Ouagadougou der Hauptstadt des Landes wäre Frank fast Jonathan Pitroipa, Fußballer des Hamburger SV, begegnet. Um einen Tag hat er ihn verpasst. Pitroipa betreibt zusammen mit Wilfried Sanou vom 1. FC Köln eine Fußballschule, die Pitroipas Vater Jean-Babtiste leitet. Diese Fußballschule hat Frank besucht und als Geschenk einen Lederball sowie einen Wimpel und einen Vereinsteller des TuS Tengern übergeben.

So fing alles an!

Schule in Diabo – zunächst skeptischer Empfang

Frank und Stefan reisten nach Afrika um sich von den Hilfsprojekten zu überzeugen, die von Antoine Michel Soubeiga ausgesucht wurden. Der Schule fehlte im Prinzip alles: Keine Schulhefte, Schulbücher, Stifte, Kreide für die Tafel – an Lineal, Geodreiecke oder Zirkel gar nicht zu denken.

CREN – Marceline freut sich über die Unterstützung

Die Begegnung mit Marceline M’Po hat bei Frank und Stefan einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Diese Frau ist beeindruckend. Stets gut gelaunt kümmert sie sich aufopfernd um die kranken Kinder – duldet aber keine Nachlässigkeiten oder Unordnung. Mütter, die sich nicht an ihre Regeln halten, werden zurechtgewiesen.

Gastfreundlichkeit

Trotz der Armut wurden wir sehr herzlich und gastfreundlich empfangen. Während unserer Reisen wurde uns an allen Stationen kühle Getränke, Essen und das Nationalgetränk der Landesbevölkerung von Burkina Faso, lauwarmes Hirsebier, gereicht. An die landestypische Geste – das Verschenken von lebendem Federvieh – mußten wir uns erst gewöhnen.